tag 31, fr, 15.05.2015, vega tx - san jon nm, 93 km, tag 26 on the road
heute stehen wir um 08:00 auf. ich lese meine mails und erfahre sachen die mir nicht mal im traum in den sinn gekommen wären. es gibt scheinbar für alles immer einen der den kopf hinhalten muss
und diesmal bins halt wiedermal ich.
"edit, 19.05.2015, michi: bei der sache ging es um etwas privates und sie hat sich mittlerweile erledigt."
wir gehen erst mal frühstücken. das continental breakfast beinhaltet kaffee und toast und cereals. danach skype ich mit meinen eltern und wir packen unsere randonneure. um 10:00 uhr pedalen wir
los richtung adrian. ich schiesse noch ein foto vom saloon, in dem wir gestern abend so gut gegessen hatten. dann gehts raus aus vega, den südwestwind von schräg vorne. er bläst uns heute ganz
schön kräftig entgegen und die 20 km bis nach adrian ziehn sich dahin. die landschaft ist hier topfeben und man sieht sehr weit.
eingangs adrian dann die ersten verlassenen und verlotterten gebäude. adrian liegt auch weg vom schuss von der i 40. man hält sich daran fest, dass hier der midpoint der route 66 ist. zumindest
behauptet man dies, was jedoch unter den eingefleischten fans stark umstritten ist, da es draufankommt welche routenvariante genau gerechnet wird. die route wurde während der jahre mehrmals
verändert, vor allem in den städten gibt es meistens mehrere historische routen. offiziell ist jedoch hier die mitte. das midpoint cafe mit souvenierladen ist eine touristenattraktion. viele
motorräder stehen vor dem cafe, eines mit finnischer flagge hinten drauf, und vor dem midpoint schild posieren haufenweise route 66 touristen. wir parken die randonneure im windschatten vor dem cafe,
nehmen unsere lenkertaschen mit und gehen ins cafe. wir werden freundlich begrüsst und hier herrscht eine lockere athmosphäre. wir bestellen uns je einen midpoint burger mit chips und dazu cola und
dr. pepper. der burger schmeckt, das brot ist knusprig angebraten. als wir rauskommen ist es ruhiger geworden, die leute sind in ihre autos eingestiegen und weitergefahren.
wir fahren weiter richtung gruhlkey. hier führen die frontage roads nicht mehr weiter, dead end steht an den strassen. wir müssen zum zweiten mal, diesmal aber für ca. 25 km auf die interstate. der
wind ist zäh, wir fahren zwischen 15 und 20 km/h. zudem geht es leicht bergauf. wir fahren ganz rechts auf dem pannenstreifen. auf einer anhöhe geniessen wir die aussicht in die ebene hinunter und
können dem weiteren verlauf der interstate bis weit in die ferne folgen. dann lassen wir die randonneure den hügel runterrollen. bei einem kleinen rastplatz halten wir und setzen uns in den schatten.
wieder auf der interstate macht sich der gegenwind sofort wieder bemerkbar. plötzlich taucht ein schild vor uns auf, baustelle, right lane ends. gut für uns, denn so haben wir neben dem verkehr, der
nun auf der linken spur geführt wird, und uns, wir fahren immer noch auf dem pannenstreifen, eine spur distanz. zwischendurch müssen wir mal ein servicefagrzeug überholen. neben dem servicefahrzeug
geht ein arbeiter, der plastiklaschen als spurmarkierung auf den asphalt klebt. der fahrer reicht ihm jeweils die plastiklaschen aus dem auto und fährt nebenher. weiter vorne wir die rechte fahrspur
gewalzt, auch hier kommen wir problemlos vorbei. dann kommen wir zur ausfahrt glenrio, geschafft, wir können ab der autobahn. es fahren zwei streifenwagen hinter uns die ausfahrt runter, die zwei
fahren jedoch weiter. anscheinend darf man hier auf den interstates velofahren...
wir überqueren die interstate, und fahren durch glenrio. glenrio ist bekannt durch den film "Früchte des zorns". während der dreharbeiten hatte sich die temporäre einwohnerzahl vervielfacht, danach
waren es ca. 30 einwohner. trotzdem machte man sich die mühe hier eine eigene zeitung herauszugeben. 1985 zählte die stadt noch 2 einwohner, somit wurde dann auch die post geschlossen. mitten durch
glenrio verläuft die state line zwischen texas und new mexico und somit auch die grenze der zeitzonen central time und mountain time. einst gab es hier gut besuchte motels und restaurants, davon
zeugt heute noch die 4-spurige hauptstrasse die jetzt ins juhee führt und menschenleer ist.
wir fahren weiter richtung westen, san jon. die asphaltierte strasse geht über in eine unbefestigte strasse. es erwarten uns gute 30 km schotterpiste. die strasse ist holprig und stellenweise liegt
viel sand, so dass man aufpassen muss dass das vorderrad nicht einsinkt oder seitlich wegrutscht. die strasse führt weg von der i 40. als ich zwischendurch anhalte und ein foto schiesse schaue ich um
mich. steppe und absolute ruhe. einzig der wind pfeift um die ohren. mit dem randonneur kann man die strasse gut fahren. ein pick up macht hier mal absolut sinn, mit einem normalen pkw oder einem
motorrad wird man ordentlich durchgeschüttelt, aber es sollte dennoch machbar sein. mit einem rennvelo, oder wenns nass ist, no way. wir haben diese strecke der interstate vorgezogen, da es sich hier
um die originale strecke handelt. schneller und komfortabler wäre es gewesen entlang der interstate zu fahren. der entscheid für die originale strecke und das auf such nehmen der schläge und des
grösseren zeitaufwandes hat sich gelohnt, wir wurden mit vielen tollen eindrücken der landschaft und ursprünglichen strasse belohnt. dann sehen wir san jon in der ferne auftauchen, das langsam aber
kontinuierlich näher kommt.
hier gibt es nur mehr ein motel, das san jon motel. push buzzer for service steht an der eingangstür zum office. eine art fliegengittertür, wie man sie von filmen her kennt. ich drücke den buzzer.
zwei kleine hunde, kleiner als katzen bellen im gebäudeinneren. nach etwa einer minute schaut ein älterer herr um die ecke, halbnackt und klitschnass, er sei grad am duschen, five minutes. wir warten
draussen, und nach fünf minuten öffnet sich die tür und wir können einchecken. das zimmer ist alt und einfach, aber es passt hierher und erinnert an die alte zeit hier. wir laden die randonneure ab
und fahren um die ecke zur einen der beiden tankstellen hier im ort. wir kaufen getränke und fragen nach einem bier. no alcohol in this town... im motel wird die salzkruste vom kopf geduscht und eine
zigarette geraucht. wir gehen zur tankstelle um zu essen. der weg dorthin führt uns vorbei an einem garten mit zwei hunden. der eine, dicke bellt wie verrückt, der schlanke rennt wie von der tarantel
gestochen hinter dem maschendrahtzaun hin und her. wir gehen weiter. in der ersten tankstelle gibts burger und pizza, in der zweiten einen inder der ein buffet anbietet. das buffet sieht nicht gerade
einladend aus, aber wir haben gehört dass es nicht schlecht sein soll. wir schöpfen uns einen styroporteller voll und setzen uns an den tisch. der chef bringt und fladenbrote dazu. das essen ist
reis-, chicken- und currylastig. es schmeckt super. nach dem essen gehen wir ins motel, wieder vorbei an den beiden hunden. gleiches schauspiel. kaum sind wir im motel beginnt es zu regnen. der
himmel ist dunkelgrau und es donnert. wir gehen nach draussen und schauen dem naturspektakel zu. durch die sehr flache landschaft und die weiten ebenen sieht man sehr viele blitze. morgen werden wir
eine kürzere etappe einlegen und tucumcari besuchen.
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